Luxembourg
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Gesellschaftliche Teilhabe und Information

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08.11.2021, Sachsen, Leipzig: Auf der Covid-Station, einem Bereich der Operativen Intensivstation vom Universitätsklinikum Leipzig versorgen Ärzte und Schwestern einen Patienten. Auf der Intensivstation wächst seit Tagen die Zahl der Corona-Erkrankten mit schweren Verläufen, darunter immer mehr jüngere Patenten zwischen 30 und 60 Jahren. Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Luxemburg braucht ein neues Armeegesetz. Nach langem Warten liegt nun das Gutachten des Staatsrates vor. Es dürfte für wenig Freude sorgen.

Das "Handgepäck" der Soldaten vor ihrem Abflug.
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Krankenversicherung

Die Quadripartite befasst sich mit den Finanzen der CNS. Leistungsverbesserungen bei Zahnbehandlungen lassen auf sich warten.

Regelung der Gesundheitsberufe

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Gutachten des Staatsrates

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Wohnungskrise

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Der Staat darf nicht einfach zusehen, wie die Immobilienkrise viele Menschen vor existenzielle Probleme stellt, monieren Déi Lénk - und machen Vorschläge.

RIAL-Bericht 2022

ARCHIV - 05.04.2021, Berlin: Bei einer Demonstration gegen die Einschränkungen durch die Pandemie-Maßnahmen der Bundesregierung trägt ein Teilnehmer eine Armbinde mit einem gelben Stern, der an einen Judenstern erinnern soll, mit der Aufschrift «Ungeimpft». (Zu dpa: «Wenige Verfahren wegen Holocaust-Relativierungen bei Coronaprotesten») Foto: Christophe Gateau/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

In den meisten Fällen ging es um den Vergleich des gelben Judensterns aus der Nazi-Zeit mit den Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie.

Die Autoren sind sich sicher: Voraussetzung für Partizipation sei der Zugang zu verständlichen Informationen, aufgrund derer man sich seine Meinung bilde.

Analyse und Meinung

Die Autoren sind sich sicher: Voraussetzung für Partizipation sei der Zugang zu verständlichen Informationen, aufgrund derer man sich seine Meinung bilde.

Von Gérard Faber und Jan Nottrot *

Dass es in Luxemburg ein Demokratiedefizit gibt, wird kaum noch bestritten. Rund die Hälfte der BewohnerInnen des Landes haben bei den Parlamentswahlen im kommenden Oktober kein Wahlrecht. Sie dürfen auf dieser höchsten Ebene der politischen Partizipation nicht aktiv mitentscheiden. Die Bemühungen, ausländische MitbürgerInnen zu einer Teilnahme an den Gemeindewahlen im Juni zu bewegen, zeigt, dass dieses Problem allgemein bekannt ist.

Doch man sollte Demokratie nicht auf Wahlen beschränken. Unabhängig von der Mitgestaltung über den Weg der Wahlen sind zum Beispiel die Anstrengungen positiv zu werten, Informationen in mehreren Sprachen anzubieten. Positiv auch die vor Kurzem von der Abgeordnetenkammer verabschiedete Motion über die „participation citoyenne“.

So geht Bürgerbeteiligung in Luxemburg

Mit der Einbindung der Bürger sollen die Defizite der repräsentativen Demokratie gelindert werden. Doch was ist hierzulande konkret möglich?

Wobei wir beim Stichwort Partizipation wären. Voraussetzung für Partizipation ist der Zugang zu Informationen, aufgrund derer ich mir eine Meinung bilden kann. Auf Basis dieser kann ich mein Recht auf Mitsprache und im Idealfall mein Recht auf Mitentscheidung ausüben. Für adäquates Handeln ist Information unverzichtbar.

Für adäquates Handeln ist Information unverzichtbar.

Fehlen mir Informationen, wird meine Meinung, wird mein Handeln durch meine Gefühle, beziehungsweise durch meine Vorurteile bestimmt. Oder aber ich bin mir dessen bewusst und ziehe mich weitgehend aus dem gesellschaftlichen und politischen Leben zurück. Beides entspricht nicht dem partizipativen Anspruch einer demokratischen Gesellschaft. Beides entspricht nicht den Erfordernissen einer Gesellschaft in Transition, in der es unerlässlich ist, dass alle Mitglieder ein Verständnis der Problematiken entwickeln und an der Diskussion um die besten Lösungen teilhaben können. Ist das nicht möglich, werden Teile der Gesellschaft marginalisiert und entmündigt. So kann eine Transition schwer gelingen.

In unserem Land hat im Prinzip jeder Zugang zur Presse, zu Radio, zu Fernsehen und zum Internet. Man könnte also meinen, Informationen seien jedem zugänglich. Es stellt sich jedoch die Frage, ob sie auch für jeden verständlich sind.

Ungekochte Kartoffeln

Mit unverständlichen Informationen verhält es sich wie mit ungekochten Kartoffeln. Ungekochte Kartoffeln sind zwar Nahrungsmittel, aber sie können keinen Hunger stillen. Eine Information, die unverständlich bleibt, informiert nicht.

Un groupe de jeunes atteints de déficience intellectuelle accompagné par l'APEMH explique comment la communication des élections est accessible ou non. Photo: Sibila Lind 20/01/23 Luxembourg
Warum Leichte Sprache auch im Alltag gefördert werden muss

Wird Sprache zu kunstvoll eingesetzt, schafft sie Barrieren statt klarer Kommunikation. Wir haben mit Betroffenen gesprochen.

Bei der Verständlichkeit der Informationen geht es nicht nur um die Frage, ob ich die jeweilige Sprache beherrsche. Es geht zum Beispiel auch darum, ob ich über das nötige Vorwissen verfüge, um die Information verstehen, bewerten und einordnen zu können. Ist das nicht der Fall, helfen die Informationen mir nicht weiter. Es geht also darum, ob die Informationen so aufbereitet wurden, dass sie für möglichst viele Menschen verständlich sind.

Eine Information, die unverständlich bleibt, informiert nicht.

Verheddere ich mich im Auseinanderdröseln der Schachtelsätze? Kenne ich die Fremdwörter und Abkürzungen? Kenne ich die Kompetenzen der genannten Institutionen? Sind mir die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Implikationen von Entscheidungen klar? Überfordert mich der Redefluss, die Sprechgeschwindigkeit, die ungenaue Artikulation? Habe ich Schwierigkeiten den Zusammenhang zwischen Ton und Bild in Fernsehnachrichten zu erkennen oder werde ich durch das Bild abgelenkt?

Das Problem, dass durch Medien vermittelte Informationen aus dem gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Bereich oft schwer verständlich, beziehungsweise unverständlich sind, betrifft viele Menschen. Betroffen sind oft Menschen, die nicht das Privileg einer höheren Schulbildung genießen konnten. Ebenso Menschen, welche aufgrund ihrer beruflichen oder privaten Belastungen die Möglichkeit nicht haben, sich vertieft mit bestimmten Bereichen auseinanderzusetzen. Und betroffen sind Menschen, welche mit Lernschwierigkeiten zu kämpfen oder eine kognitive Beeinträchtigung haben.

Das Recht auf Information und die Realität

Sie alle haben ein Anrecht, informiert zu werden. Sie alle haben ein Anrecht, an der Gesellschaft partizipieren zu können. Und: Es liegt im Interesse der Gesellschaft, dass alle teilhaben können.

Inklusion braucht Informationszugang und -verständlichkeit.

Von daher, wäre es sinnvoll, wenn Qualitätsmedien sich dieses Problems annähmen und ein Informationsangebot für diese Menschen schaffen würden. Hierzu sollte die Politik Initiativen ergreifen und Anreize schaffen.

In einer ersten Phase könnte man sich ein Vorgehen auf drei Ebenen vorstellen: eine wöchentliche Nachrichtenfernsehsendung mit den aktuellen Informationen in einfacher Sprache und in Gebärdensprache, eine Internetseite in leichter Sprache sowie entsprechend aufbereitete Informationen auf den gängigen sozialen Medien.

Die Fernsehsendung soll in einfacher Sprache gestaltet sein. Das heißt, die Wortwahl orientiert sich an der Alltagssprache, Fremd- und Fachwörter werden umgangen oder erklärt. Passivkonstruktionen, Konjunktiv, Schachtelsätze usw. werden vermieden. Auf die Sprechgeschwindigkeit und Artikulation wird geachtet, die Bild-Tonkohärenz muss eindeutig sein.

Auf der Internetseite sind die Sendungen der vergangenen Wochen abrufbar. Sie werden dagegen durch erklärende Texte in leichter Sprache ergänzt, welche man sich auch vorlesen lassen kann. Die leichte Sprache achtet noch wesentlich stärker auf Verständlichkeit als die einfache Sprache. Zum Beispiel wird negative und bildliche Sprache vermieden. Im geschriebenen Text wird auf lange Wörter verzichtet, die Schrift ist gut erkennbar, jeder Satz beginnt in einer neuen Zeile, die Darstellung von Zahlen, Datumsangaben und Uhrzeiten wird möglichst verständlich gehalten.

In einem Jahr mit gleich zwei Wahlen ist die barrierefreie Kommunikation und Information besonders wichtig.
Schönfärberei braucht kein Mensch im Wahlkampf

Leicht verständliche und barrierefreie Informationen müssen eine Priorität der Parteien sein. Nur so erreicht man alle wahlberechtigten Bürger.

Die Sendungen und zusätzlichen Erklärungen werden entsprechend und ansprechend aufbereitet auf den üblichen sozialen Medien angeboten.

Dank dieser drei Ebenen kann jeder die Informationen in der für ihn zugänglichen und verständlichen Weise erhalten. Der damit erweiterte Informationszugang würde einer großen Anzahl Menschen die Möglichkeit bieten, sich (besser) zu informieren und somit stärker am gesellschaftlichen und politischen Leben teilzuhaben.

Die Herausforderung ist enorm

Dabei darf nicht vergessen werden, dass dieses Informationsangebot eine journalistische Herausforderung auf höchstem Niveau darstellt. Komplexe Ereignisse darbringen, Nachrichten in ihren Kontext setzen und (mögliche) Zusammenhänge erläutern, unterschiedliche Sichtweisen verständlich machen und dabei allgemeinverständlich bleiben und gleichzeitig Simplifizierungen, Verharmlosungen und Verfälschungen vermeiden, verlangt ein beachtliches Know-how. Nicht zu vergessen, dass das Informationsangebot gleichzeitig ansprechend sein muss.

Die Herausforderung ist enorm – von einem demokratischen Standpunkt gesehen führt jedoch kein Weg daran vorbei, diese Herausforderung entschlossen anzugehen.

 * Die Autoren sind Mitglieder der Vereinigung Inklusiv-Wunnen.  

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