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Die Lehrergewerkschaft SNE fordert eine grundlegende Reform der Grundschullehrerausbildung statt eines neuen Quereinsteigerprogramms.
SNE zur Schulrentrée
Michèle GANTENBEIN
In der Grundschule gibt es dieses Schuljahr zwei größere Neuerungen: die flächendeckende Hausaufgabenbetreuung in den Maisons relais und die französische Alphabetisierung als Pilotprojekt in einigen Schulen.
Meisch stellt Neuheiten für das bevorstehende Schuljahr vor
Das Quereinsteigerprogramm im Fondamental wird 2023 ersetzt durch eine einjährige Vollzeitausbildung für Bachelorabsolventen an der Uni Luxemburg.
Das Syndicat national des enseignants (SNE) begrüßte am Montag bei der traditionellen Pressekonferenz zur Schulrentrée das Angebot in den Betreuungsstrukturen. Was die Kommunikation zwischen Schule, Eltern und Maison relais per E-Bichelchen (digitales Hausaufgabenheft) betrifft, meinte der Vorsitzende Patrick Remakel, dass die Kommunikation auch schon in der Vergangenheit bestanden habe, nur eben über verschiedene Kanäle. „Über welchen Kanal die Kommunikation läuft, müsste dem Minister doch egal sein“, meinte Remakel. Die Gewerkschaft möchte, dass es den Lehrern auch in Zukunft freigestellt sein sollte, wie sie kommunizieren wollen und dass das E-Bichelchen fakultativ bleiben sollte.
Über welchen Kanal die Kommunikation läuft, müsste dem Minister doch egal sein.
Patrick Remakel, SNE-Präsident
Der französischen Alphabetisierung verschließt sich das SNE nicht. Es sei ein Fakt, so Remakel, „dass das aktuelle Schulsystem nicht mehr an alle Schüler angepasst ist“. Das SNE unterstütze deshalb die politische Entscheidung, das Angebot des traditionellen Luxemburger Schulsystems auszubauen. Allerdings fordert die Gewerkschaft, dass die Eltern stets die Wahl haben müssten zwischen der deutschen und französischen Alphabetisierung. Auf Nachfrage sagte Remakel, dass er es für unrealistisch hält, dass auf Französisch alphabetisierte Schüler am Ende der Grundschule mit auf Deutsch alphabetisierten Schülern auf einem Stand sind, vor allem was die Deutschkenntnisse betrifft.
Nicht akzeptabel ist für die Gewerkschaft die Aussage von Bildungsminister Claude Meisch (DP), wonach Schülern, die auf Französisch alphabetisiert werden, ein Platz in einer internationalen Schule sicher sei. Für alle anderen Schüler gelte dieses Versprechen nicht. „Es darf nicht sein, dass die Alphabetisierungssprache einen Vor- oder Nachteil für den weiterführenden schulischen Weg mit sich bringt“, so Remakel.
Weiter besteht das SNE auf einer externen, unabhängigen Evaluierung des Pilotprojekts während der gesamten Dauer und möchte in diese Begleitung eingebunden werden.
Quereinsteigerausbildung
Die ab 2023 geplante einjährige Quereinsteigerausbildung zum Grundschullehrer für Bachelor-Absolventen ist nach Ansicht des SNE nicht der richtige Weg. Sie führe dazu, dass junge Menschen sich kaum noch für die reguläre vierjährige Lehrerausbildung entscheiden. Mit dieser „Entwertung des Studiums und des Berufs“ könne man nicht einverstanden sein, sagte Remakel.
Jetzt stehen wir vor exakt demselben Problem wie vor fünf Jahren.
Patrick Remakel
Gleichwohl erkennt das SNE an, dass die Option, erst einmal einen Bachelor in einem schulverwandten Fach zu machen, für Abiturienten, die sich noch nicht festlegen wollen, durchaus attraktiv sei. Die Gewerkschaft schlägt deshalb vor, die reguläre Lehrerausbildung zu reformieren. Die bestmögliche Ausbildung wäre nach Ansicht des SNE ein dreijähriges Studium (Bachelor) in einem schulverwandten Fach plus zwei Jahre Masterstudium in Erziehungswissenschaften statt nur einem Jahr Crash-Studium.
Die aktuelle Quereinsteiger-Variante läuft kommendes Jahr aus. Die Lösung war 2018 wegen eines akuten Lehrermangels aus der Not heraus geboren. Remakel warf dem Minister vor, in den fünf Jahren nichts unternommen zu haben, um die Attraktivität des Lehrerberufs zu steigern. „Jetzt stehen wir vor exakt demselben Problem wie vor fünf Jahren“, so Remakel. Das Lehrerstudium müsse der Königsweg bleiben.
Kritik an Claude Meischs Hausaufgabenhilfe
Aus der versprochenen Hausaufgabenhilfe wird lediglich eine Hausaufgabenaufsicht. Die Opposition ist enttäuscht - die LSAP auch.
Eine Dauerbaustelle ist nach wie vor der bürokratische Aufwand - besonders wenn es darum geht, Hilfe von außen anzufordern für Kinder mit spezifischen Bedürfnissen. Zunächst werde versucht, schulintern zu helfen. „Wenn das nicht reicht, dokumentiert der Lehrer, warum er die Hilfe braucht. Die Regionaldirektion prüft dann, ob die Hilfe gerechtfertigt ist. Da die Ressourcen aber begrenzt sind, müssen sie an anderer Stelle abgezogen werden“, so Patrick Remakel. Die Prozedur sei langwierig und extrem frustrierend. Er forderte eine personelle Aufstockung der Hilfsteams sowie mehr spezialisierte Lehrer (IEBS) in den Schulen - am besten in Form von Interventionsstrukturen, die direkt in den Schulen angesiedelt sind.
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