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Die Ausstellung „We can have it all - Do fembots still have time for a burn-out?“ im Neumünster provoziert und stellt das Frausein infrage.
Frauen im Fokus
Nora SCHLOESSER
Blonde Frauen in pinkfarbenen Kleidern, die Spaghetti essen, sich den Mund beinahe mit Nudeln vollstopfen, dabei befriedigende und genussvolle sowie ernüchternde Mienen verziehen. Um die Frauenporträts stehen Sprüche wie „Portraits of Perfection“, „Arent’t you gonna eat those?“ und „#Food-porn“.
Die Spaghetti essenden Frauen haben Ähnlichkeiten mit Barbiepuppen, deren Merkmal die blonden Haare und die pinkfarbenen Kleider sind.
Foto: Gerry Huberty
Es sind provokante, beinahe vulgäre Bilder, die die Ausstellung „We can have it all - Do fembots still have time for a burn-out?“ im Kreuzgang des Neumünsters zeigt. Nora Koenig und Anne Simon - beide eigentlich im Theaterbereich aktiv - stellen in ihren ausgestellten Werken nicht nur das scheinbar perfekte Leben von (Mom und Family) Influencerinnen infrage. Vielmehr geht es auch um die vielen Facetten von Mutterschaft, des Lebens als Karrierefrau und des Frauseins.
Wie bekommen Frauen Karriere und Familie unter einen Hut? Welche Storys und Bilder auf Social Media sind fake, inszeniert? Welche real? Das sind Fragen, die die gesamte Ausstellung aufwirft und gleichzeitig versucht zu beantworten.
Dabei geht es vor allem um eins: die patriarchalen Erwartungen, denen Frauen heutzutage immer noch ausgesetzt sind, die Erfüllung und Nichterfüllung derer sowie das Aufbrechen von Stereotypen und Scheinwelten.
Das Ideal der „perfekten Frau“
Während ihrer mehrwöchigen Residenz im Neumünster haben Nora Koenig und Anne Simon mithilfe von zwei Künstlichen Intelligenzen, Dall-e und Midjourney, Fotomontagen von Frauen in unterschiedlichen Situationen und Lebenslagen entworfen. Entstanden sind sarkastische, teils groteske (Alltags-)Bilder. Diese sind oft überspitzt dargestellt, dennoch der Realität entsprechend.
So sind auf einer der zahlreichen Tafeln, die immer einzelne Bilder sowie Sprüche und Aussagen vereinen, etwa Fotos zu sehen, die Influencerinnen in ihrem Alltag als „Supermommy“ zeigen: junge, gestylte Mütter, die sich figurbewusst ernähren, regelmäßig Sport treiben, den Haushalt schmeißen, Karriere machen und nebenbei noch Vorzeigekinder großziehen.
Dabei geht es vor allem um eins: die patriarchalen Erwartungen, die Frauen heutzutage immer noch ausgesetzt sind, die Erfüllung und Nichterfüllung derer sowie das Aufbrechen von Stereotypen und Scheinwelten.
Auf solche Posts und Storys ist sicherlich jeder Instagram-User und jede Userin schon mal gestoßen, ihnen gleichzeitig mit Bewunderung und Ablehnung oder gar Neid begegnet. Wird doch in den Sozialen Medien bekannterweise eine Scheinwelt aufrechterhalten und das Bild der „perfekten Frau“ vermittelt. Dabei gilt die, auf einer der Tafeln verankerte Devise: „The more I post, the more I exist“.
Doch was ist eine „perfekte Frau“? Eine Frau, die alles kann, die immer gut aussieht, die sich um Kinder kümmert, kocht, wäscht, putzt, auf sich und ihren Körper achtet - die Liste der Erwartungen ist lang. Insbesondere ist die „perfekte Frau“ ein vom Patriarchat konstruiertes Ideal, das schlichtweg nicht existiert.
Enttabuisieren und aufklären
Die ausgestellten Werke basieren auf persönlichen Erfahrungen der beiden Künstlerinnen. Sie repräsentieren auf ironische Art und Weise Erlebnisse, die Nora Koenig und Anne Simon teils selbst machen mussten.
Geschlechterrollen gehören aufgebrochen
Mit „Lovefool“ stellt Gintare Parulyte Sozialstrukturen an den Pranger. Ein Stück über Gesellschaftsdruck, toxische Menschen und (Selbst)Liebe.
Sie zweifeln das in der heutigen Gesellschaft verankerte Frauenbild und die damit einhergehenden Schönheitsideale an. Gleichzeitig möchten sie Themen wie Post-Schwangerschaftsdepressionen enttabuisieren und auf die Glorifikation der Schwangerschaft hinweisen. Immerhin werden Schwangerschaften und Geburten gerne verherrlicht dargestellt, während die unschöneren Seiten davon nicht zur Sprache kommen.
Die von der Ausstellung angeschnittenen Themen und Problematiken sind so vielfältig wie die Weiblichkeit selbst. Ein roter Faden ist trotzdem erkennbar und wird anhand durchgehend wiederkehrender Elemente und (mythischer) Frauengestalten sogar verdeutlicht.
Wie alles in „We can have it all - Do fembots still have time for a burn-out?“ werden auch diese Figuren deformiert. Mal erkennt man in Apfel beißende Frauen - die Anspielung auf Eva und die verbotene Paradiesfrucht ist kaum zu übersehen -, an anderer Stelle werden Sirenen sichtbar.
„Neuwagen statt Kinder“
Das Thema „Mutterschaft“ wird in Nora Koenigs und Anne Simons ausgehängten Werken wiederholt aufgegriffen - nicht nur in Bezug auf das Frauen- und Mutterbild aus Social Media. „Würden Mütter statt Kindern Neuwagen zur Welt bringen, hätten sie mehr Ansehen“, heißt es unter eines der Fotos gegen Ende der Ausstellung. Das weist auf die geringe Wertschätzung, die vielen Frauen, die rein als Mutter und Hausfrau agieren, zugutekommt, hin.
Feministische Trash-Pop-Art, die mit ihrer provokativen Weise bei manchen womöglich auf Abneigung stoßen wird, allerdings den Nerv der Zeit trifft und ein klares Statement setzt.
Muttersein ist ein zweischneidiges Schwert; egal wie, macht man in den Augen der Gesellschaft immer irgendetwas falsch. Bekommen Frauen Kinder, werden sie als egoistisch bezeichnet, da jeder weitere Erdbewohner den Planeten nur noch mehr verschmutzt. Planen Frauen keine Babys zur Welt zu bringen, sind sie ebenfalls egoistisch, denken nur an sich und ihre Karriere.
Eine Auswahl der ausgestellten Fotos, die alle mithilfe einer Künstlichen Intelligenz erstellt wurden.
Foto: neimënster
Diese Gedankengänge spiegeln sich alle in der Ausstellung wider, werden dabei aber ins Dekadente und Absurde gezogen. Feministische Trash-Pop-Art, die mit ihrer provokativen Weise bei manchen womöglich auf Abneigung stoßen wird, allerdings den Nerv der Zeit trifft und ein klares Statement setzt.
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„We can have it all - Do fembots still have time for a burn-out?“ ist noch bis zum 26. Februar im Kreuzgang des Neumünsters in Luxemburg-Stadt zu sehen. Die Ausstellung kann täglich von 10 bis 18 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen unter: www.neimenster.lu.
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