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Olympischer Frieden oder russischer Kriegspatriotismus

IOC-Präsident Thomas Bach gab bekannt: Russische Sportler dürfen „nicht gegen die Friedensmission des IOCs verstoßen haben, indem sie den Krieg in der Ukraine aktiv unterstützt haben“. Das sorgt für Unmut.

Teilnahme an Olympischen Spielen

IOC-Präsident Thomas Bach gab bekannt: Russische Sportler dürfen „nicht gegen die Friedensmission des IOCs verstoßen haben, indem sie den Krieg in der Ukraine aktiv unterstützt haben“. Das sorgt für Unmut.

Bernd Weißbrod/dpa

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ARCHIV - 22.03.2019, Schweden, Norrbotten: Ein Leopard-Panzer nimmt an der Übung «Northern Wind 2019» der schwedischen Landstreitkräfte teil. Schweden hat derzeit keine Pläne zur Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern an die Ukraine, schließt dies für die Zukunft aber nicht aus. Aktuell werde keine Spende von Panzern aus Schweden vorbereitet, aber es sei nicht ausgeschlossen, dass dies zu einem späteren Zeitpunkt geschehen könnte, teilte Verteidigungsminister Jonson der Zeitung «Svenska Dagbladet» mit. Bereits vergangenen Freitag hatte er dem schwedischen Radio gesagt, man habe generell keine Einwände dagegen, Panzer in die Ukraine zu schicken. Foto: Martti Kainulainen/Lehtikuva/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Frage des Tages

Bundeskanzler Scholz und US-Präsident Biden haben den Weg frei gemacht für Panzerlieferungen in die Ukraine. Was halten Sie davon?

Facebook & Instagram

(FILES) In this file illustration photo taken on May 4, 2021, a phone screen displays a Facebook logo with the official portrait of former US President Donald Trump on the background in Arlington, Virginia. - Social networking giant Meta announced Wednesday January 25 that it would, in the coming weeks, "end the suspension" of Donald Trump's Facebook and Instagram accounts, two years after the former U.S. president was banned following the assault on the Capitol. (Photo by Olivier DOULIERY / AFP)

Der frühere US-Präsident Donald Trump bekommt nach seinem Twitter-Account auch die Konten auf Facebook und Instagram wieder.

25.01.2023, Schleswig-Holstein, Brokstedt: Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr und Rettungsdienste sind an einem Bahnübergang am Bahnhof Brokstedt im Einsatz. Bei einer Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg sind zwei Menschen getötet und mehrere verletzt worden. Foto: Jonas Walzberg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

In Deutschland

25.01.2023, Schleswig-Holstein, Brokstedt: Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr und Rettungsdienste sind an einem Bahnübergang am Bahnhof Brokstedt im Einsatz. Bei einer Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg sind zwei Menschen getötet und mehrere verletzt worden. Foto: Jonas Walzberg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Bei einem Angriff im Regionalzug im schleswig-holsteinischen Brokstedt gibt es Tote und Verletzte. Die Hintergründe sind zunächst völlig unklar.

A demonstrator holds a placard which reads "Macron, grave-digger of our retirement" during a rally, called by left-wing La France Insoumise (LFI) party and Youth organizations, to protest against French President's pension reform, in Paris on January 21, 2023. - The pensions plan, presented by French President Emmanuel Macron's government last week, would raise the retirement age for most from 62, to 64 and would increase the years of contributions required for a full pension. The French Interior Ministry put the total number of protesters that marched against France's President's plan to extend the retirement age at 1.2 million, on January 19, 2023, including 80,000 in Paris. (Photo by Thomas SAMSON / AFP)

Umstrittene Rentenreform

A demonstrator holds a placard which reads "Macron, grave-digger of our retirement" during a rally, called by left-wing La France Insoumise (LFI) party and Youth organizations, to protest against French President's pension reform, in Paris on January 21, 2023. - The pensions plan, presented by French President Emmanuel Macron's government last week, would raise the retirement age for most from 62, to 64 and would increase the years of contributions required for a full pension. The French Interior Ministry put the total number of protesters that marched against France's President's plan to extend the retirement age at 1.2 million, on January 19, 2023, including 80,000 in Paris. (Photo by Thomas SAMSON / AFP)

Viele Franzosen wollen nicht länger arbeiten. Das ist verständlich. Doch so lässt sich das Rentensystem auf Dauer nicht finanzieren.

Weg frei für Panzerlieferungen

US President Joe Biden speaks as he hosts Democratic Congressional leaders in the Roosevelt Room of the White House in Washington, DC, on January 24, 2023. (Photo by ANDREW CABALLERO-REYNOLDS / AFP)

Weg frei für Panzerlieferungen

US President Joe Biden speaks as he hosts Democratic Congressional leaders in the Roosevelt Room of the White House in Washington, DC, on January 24, 2023. (Photo by ANDREW CABALLERO-REYNOLDS / AFP)

Der US-Präsident verschafft Olaf Scholz einen gesichtswahrenden Ausweg aus der Panzer-Sackgasse. Die Zusage der Lieferung amerikanischer „Abrams-M1“-Panzer hat mehr politische als militärische Bedeutung.

In Moskau streitet man, ob die neuen IOC-Auflagen für die Teilnahme russischer Athleten an internationalen Wettkämpfen Affront oder Erfolg sind. Putins Forderung, „Kriegsspezialoperation“ in der Ukraine nicht aktiv zu unterstützen, stellt die Aktiven vor eine heikle Wahl.

Teilnahme an Olympischen Spielen

In Moskau streitet man, ob die neuen IOC-Auflagen für die Teilnahme russischer Athleten an internationalen Wettkämpfen Affront oder Erfolg sind. Putins Forderung, „Kriegsspezialoperation“ in der Ukraine nicht aktiv zu unterstützen, stellt die Aktiven vor eine heikle Wahl.

Von Deutschen sei nichts anderes zu erwarten, zürnt Alexander Tichonow. „Scholz oder Bach, alles eine Sauce. Millionen Menschen haben durch Deutschland gelitten, sie aber suchen Verräter in Russland.“ Der vierfache Biathlon-Olympiasieger Tichonow empört sich nicht über die deutsche Leopard-Panzer-Freigabe für die Ukraine, sondern über eine Pressemitteilung des IOCs.

Am Dienstag hatte der von Thomas Bach geleitete olympische Dachverband bekannt gegeben, unter welchen Bedingungen russische und belorussische Sportler wieder als „neutrale Athleten“ an internationalen Wettkämpfen teilnehmen können: Sie dürfen nicht gedopt sein, vor allem aber dürfen sie „nicht gegen die Friedensmission des IOCs verstoßen haben, indem sie den Krieg in der Ukraine aktiv unterstützt haben“.

Unklar, wie die Auflagen gehandhabt werden

Sportrussland reagierte heftig und durchaus widersprüchlich. „Das ist ein Erfolg“, erklärte Igor Lewitin, Putin-Berater und Vizepräsident des russischen NOKs. „Die olympische Öffentlichkeit begreift, dass ohne Russland keine Olympischen Spielen stattfinden können.“ Dagegen erklärte Sportminister Oleg Matyzin, Sonderauflagen für russische Athleten seien unzumutbar. „Politik darf nicht mit Sport vermischt werden, Spekulationen über die Kriegsspezialoperation haben hier nichts zu suchen.“

Politik darf nicht mit Sport vermischt werden, Spekulationen über die Kriegsspezialoperation haben hier nichts zu suchen.

Oleg Matyzin, Russlands Sportminister

Wie Lewitin begrüßte auch Tatjana Tarassowa, die Zarin der russischen Eiskunstlauftrainer, den IOC-Beschluss. „Eine positive Sache, darauf haben wir lange gewartet.“ Kremlsprecher Dmitri Peskow und ein Teil der Fachpresse äußerten sich ebenfalls abwartend bis vorsichtig optimistisch. Schließlich kann Moskau es schon als Teilsieg verbuchen, dass das IOC die ukrainischen Proteste gegen die durchaus fragwürdige Wiederzulassung Russlands zum internationalen Sportbetrieb überhört hat

ARCHIV - 15.07.2018, Russland, Moskau: Fußball: WM, Frankreich - Kroatien, Finalrunde Finale im Luschnikistadion. Wladimir Putin (r), Präsident von Russland, Gianni Infantino (l), FIFA-Präsident, stehen vor der Siegerehrung neben dem WM-Pokal. (zu dpa «FIFA und UEFA suspendieren Russland - Leipzig im Europacup weiter») Foto: Christian Charisius/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
FIFA und UEFA schließen Russland aus

Die zwei großen Fußballverbände reagieren auf Russlands Angriff auf die Ukraine. Ein Luxemburger leidet unter dem Ausschluss.

Und noch herrscht Unklarheit, wie die Auflagen am Ende in der Praxis gehandhabt werden. Moskaus Sportfunktionäre sind es gewohnt, dass sich die IOC-Spitze in Hotelzimmergesprächen durchaus in ihrem Sinne beeinflussen lässt. Auch die Dopingaffären der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Bachs Komitee den Russen gerne Hintertürchen öffnet.

Jetzt hat das IOC den Russen die Teilnahme an den im September anstehenden Asien-Spielen in Aussicht gestellt. Aber vorher droht jedem einzelnen gemeldeten Athleten eine „Schwemme kompromittierenden Materials“, wie die Zeitung Sport Express schreibt. Welcher russischer Kandidat hat sich wie zu Putins Ukraine-Feldzug geäußert? Schon jetzt dürften nicht nur ukrainische Journalisten in den sozialen Netzen eifrig nach belastenden Zitaten und Fotos suchen. 

Allein um Russlands Skilanglaufsuperstar Alexander Boltschunow wird es heftige Informationsschlachten geben: Einerseits erklärte der dreifache Olympiasieger im November dem norwegischen Fernsehen zur Ukraine bemüht neutral, alle beteiligten Staaten seien verantwortlich, müssten eine Lösung am Verhandlungstisch finden. Andererseits hatte er im März mit Athleten Medaillen behängt daneben gestanden, als Wladimir Putin bei einer Massenveranstaltung im Moskauer Luschniki-Stadion über den Heldenmut seiner Ukraine-Krieger schwärmte...

Mehrzahl der Sportler, die offen Frieden fordern, lebt im Westen

Aktive Unterstützung oder zufällige? „Die einen Athleten haben an Kundgebungen teilgenommen, die anderen wollten, aber konnten nicht, es wird ja nicht immer die gesamte Nationalmannschaft eingeladen“, räsoniert die Eisschnelllaufolympiasiegerin und Duma-Abgeordnete Swetlana Schurowa. Wenn das IOC russische Spitzensportler in Anhänger und Gegner des Ukraine-Feldzuges aufteile, leite es die Spaltung Russlands ein.

Wenn das IOC russische Spitzensportler in Anhänger und Gegner des Ukraine-Feldzuges aufteile, leite es die Spaltung Russlands ein.

Swetlana Schurowa, Eisschnelllaufolympiasiegerin und Duma-Abgeordnete
(FILES) In this file photo taken on February 14, 2019 Russian President Vladimir Putin takes part in a training session with members of the Russian national judo team in Sochi. - Russian president Vladimir Putin has been suspended as honorary president of the International Judo Federation (IJF) due to Russia's invasion of Ukraine the sport's governing body announced on February 27. (Photo by Mikhail KLIMENTYEV / SPUTNIK / AFP)
Warum der moralische Kompass neu ausgerichtet werden muss

Die harten Sanktionen gegen Russland sind alternativlos. Nun muss im Sport ein radikales Umdenken einsetzen.

Dabei unterscheidet der russische Staat selbst sehr eifrig zwischen zumindest passiven Befürwortern und aktiven Gegnern der „Spezialoperation“. Den Neinsagern drohen Strafverfahren und Gefängnis. Nicht zufällig lebt die Mehrzahl der Sportler, die öffentlich Frieden fordern, im Westen, ob der Tennisstar Daniil Medwedew oder die Profifußballerin Nadeschda Karpowa.

Die Mehrzahl der Moskauer Experten hoffen, dass das IOC und andere internationale Verbände im Gegensatz zu den Organisatoren der Rallye Dakar auf eine schriftliche Bestätigung der russischen Starter verzichten werden, sie verurteilten den Ukraine-Feldzug. Trotzdem stehen Russlands Topathleten vor einer haarigen Entscheidung: Schon wer bei den Asien-Spielen startet, gibt damit öffentlich zu verstehen, dass er die „Kriegsspezialoperation“ nicht aktiv unterstützt, also kein Patriot im Sinne Putins ist. Oder wie Altbiathlet Tichonow zürnt: „Wenn sich jemand aus Russland gegen die Spezialoperation ausspricht, gegen die Verteidigung der Heimaterde, dann ist er ein Verräter. Soll er teilnehmen, aber dann aus Russland verschwinden.“ 

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