Der Kommentar
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Die Vertreter der Jugendparteien wollen es nicht einsehen - aber mit ihren öffentlichen Auftritten schaden sie der Jugend nur noch.
Der Kommentar
Florian JAVEL
Zu glatt, zu orchestriert, zu eintönig - schlichtweg einfach zu konform: Rebellisch war gestern, heute tritt die Jugend in maßgeschneiderten Slim-Fit-Anzügen und Sleek-Look-Frisur, mit nach hinten gegelten Haaren auf, wenn sie über politische Inhalte debattiert. Wer Kopfnickerei auf dem höchsten Niveau betreibt, bei dem muss die Frisur sitzen. Bestenfalls lassen sich die Jungpolitiker von ihrem jugendlichen Elan zu einem rebellischen Drei-Tage-Bart à la Christian Lindner verführen - zu mehr allerdings nicht. Auch nicht, was die Inhalte betrifft. Das Auftreten der Vertreter der Jugendparteien von CSV, Déi Gréng, DP und LSAP im RTL-„Background“ vor zwei Wochen war ein musterhaftes Beispiel für eine Selbstdarstellung, die eigentlich nichts mit jugendlicher Entdeckungslust gemein hat.
Zum Aushängeschild grauhaariger Polit-Technokraten an der Spitze ihrer Mutterpartei degradiert, erfüllen Jugendparteien heute nur noch den Zweck, Inhalte von oben herab durchzuwinken - und der Partei einen falschen jugendlichen Anstrich zu verpassen.
Sich selbst zu entdecken, bedeutet auch mal, den Bogen zu überspannen, Meinungen zu erforschen - und zu weit zu gehen.
Die Parteilinie fungiert hierbei als selbst auferlegte Grenze und hindert Jugendliche daran, sich in solchen Organisationen ihrem eigenen Selbstfindungsprozess hinzugeben. Sich selbst zu entdecken, bedeutet auch mal, den Bogen zu überspannen, Meinungen zu erforschen - und zu weit zu gehen. Internalisierte Floskeln, die Jugendparteienvertreter religiös herunterbeten wie „Das entscheiden unsere Parteigremien“ zeugen allerdings nicht von demokratischer Entdeckungslust.
„Politische Reife ist keine Frage von Alter“
Marc Schoentgen, Direktor des „Zentrum fir politesch Bildung“, zeigt Verständnis für die Forderung der Jugend nach größerem Mitspracherecht.
Ebenso bedauerlich ist die Tatsache, dass Geschlechterparität bei den öffentlichen Auftritten der Jugendparteien scheinbar mikroskopisch kleingeschrieben wird, nachdem diese bereits in „Chamber aktuell“ eine All-male-Aufstellung geduldet hatten und dies auf RTL wiederholten.
Man soll halt nicht immer seinen Älteren nacheifern und das Karrieristendasein vor die eigenen Überzeugungen stellen. Sich beispielsweise für das Klima auf die Straße zu kleben, mag zwar nicht dem Befinden aller entsprechen, allerdings fördert es die Jugend weitaus mehr, als im Parteiausschuss mit zugenähtem Mundwerk auf der Hinterbank festzukleben.
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