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Die ukrainische Regierung will Mönche wegen ihrer Nähe zu Moskau vor die Tür setzen. Präsident Selenskyj spricht von "Manipulation der Religion".
Ukraine
Die ukrainische Regierung will Mönche wegen ihrer Nähe zu Moskau vor die Tür setzen. Präsident Selenskyj spricht von "Manipulation der Religion".
(KNA) Dutzende Mönche der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) weigern sich weiterhin, das berühmte Kiewer Höhlenkloster zu räumen. Sie widersetzen sich damit einer Anordnung der ukrainischen Regierung, die eine Frist bis zum Mittwoch gesetzt hatte.
Auf der Kloster-Website teilten die Ordensmänner mit, dass sie nicht beabsichtigten, das bedeutendste orthodoxe Heiligtum der Ukraine „ohne ein entsprechendes Gerichtsurteil“ und ohne grundlegende Dokumente für die Kündigung des Pachtvertrags zu verlassen. Eine Zwangsräumung durch Staatsorgane verstieße gegen ukrainische Gesetze und die Verfassung, erklärten sie. Nach Angabe der Kirche setzte das von ihr angerufene Kiewer Wirtschaftsgericht eine Verhandlung für den 26. April an.
Der Moskauer Patriarch und sein heiliger Krieg
Kyrill, Haupt der Russisch-Orthodoxen Kirche, wiederholt in seinen Predigten die Rechtfertigungen und Drohungen des Feldherrn Wladimir Putin.
Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj verteidigte derweil das Vorgehen seiner Regierung gegen die UOK. Es handele sich um einen Schritt, „um die spirituelle Unabhängigkeit unseres Staates zu stärken, um unsere Gesellschaft vor der alten und zynischen Manipulation der Religion durch Moskau zu schützen“, sagte Selenskyj am Mittwochabend in seiner täglichen Videobotschaft an seine Landsleute. Die Ukraine sei das „Gebiet der größten Religionsfreiheit in unserem Teil Europas“. So werde es immer bleiben, versicherte er.
Unterdessen hofft die konkurrierende Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU), dass die Regierung ihr das Höhlenkloster überlässt. Sie ernannte überraschend den ehemaligen Ordensmann der UOK, Abraham Lotysch, zum Vorsteher des Klosters. Mit Spannung wird nun erwartet, wie die ukrainischen Behörden auf den Widerstand der Mönche reagieren.
Hunderte Anhänger protestieren gegen Regierung
Auf dem Gelände des Klosters protestierten am Mittwoch laut örtlichen Medien Hunderte Anhänger der UOK gegen die Aufforderung der Regierung. Sie folgten einem Aufruf der Kirchenführung, zu beten und „mit allen legalen Mitteln unser kostbarstes Heiligtum, das Kiewer Höhlenkloster, zu schützen“. Auch der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije solidarisierte sich mit ihnen. Er warf der ukrainischen Regierung „entsetzlichen Staatsterror gegen die Kirche und die gröbste Verletzung ihrer Grundrechte, der Religions- und Gewissensfreiheit“ vor.
In dem Kloster lebten bislang rund 200 Mönche; die Leitung der UOK hat hier ihren Sitz. Das Kulturministerium hatte am 10. März angeordnet, dass die Kirche das Kloster bis zu diesem Mittwoch verlassen müsse. Es gehört wie viele andere ukrainische Gotteshäuser dem Staat.
Die Kündigung des 2013 geschlossenen Pachtvertrags begründete das Kulturministerium mit Verstößen gegen die Nutzungsbestimmungen. Auf dem Klostergelände seien mehrere Gebäude ohne Genehmigung errichtet worden. Als politisches Motiv sehen Beobachter mutmaßliche Fälle von Kollaboration mit Russland. Klosterabt Metropolit Pawlo wies derartige Vorwürfe zurück. Eine Zwangsräumung durch Staatsorgane verstieße gegen ukrainische Gesetze und die Verfassung, erklärte er.
Das Höhlenkloster aus dem 11. Jahrhundert gilt als die Wiege der ostslawischen Orthodoxie.
Der Sekretär des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrates, Oleksij Danilow, versicherte, es werde keine gewaltsame Räumung des Klosters geben. Alles werde in Einklang mit dem Gesetz vor sich gehen. Künftig werde es keine „Moskauer Kirche“ mehr im Höhlenkloster geben, so Danilow. Dort sollten weiter Geistliche tätig sein und Gottesdienste abhalten, aber keine „künstlichen Gebilde, die einst außerhalb der Gesetze der Ukraine geschaffen wurden“.
Zwei orthodoxe Kirchen streiten um die Vorherrschaft
Die Kündigung des 2013 geschlossenen Pachtvertrags begründete das Ministerium mit Verstößen gegen die Nutzungsbestimmungen. Als politisches Motiv sehen Beobachter mutmaßliche Fälle von Kollaboration mit Russland. Klosterabt Metropolit Pawlo wies derartige Vorwürfe zurück.
Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche unterstand lange dem Moskauer Patriarchen Kyrill I., der Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützt. Erst im Mai 2022 sagte sie sich von ihm los und erklärte sich für unabhängig. Dieser Schritt wird aber von der ukrainischen Regierung angezweifelt.
Einer der ältesten Kirchen der Welt droht die Spaltung
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In der Ukraine streiten seit Jahren zwei orthodoxe Kirchen um die Vorherrschaft. Die Regierung unterstützt die 2018 mit Hilfe des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel und orthodoxen Ehrenoberhaupts Bartholomaios I. gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU). Das Höhlenkloster aus dem 11. Jahrhundert gilt als die Wiege der ostslawischen Orthodoxie.
Noch zu Sowjetzeiten zog die russisch-orthodoxe Kirche 1988 in das Heiligtum ein, aus dem sie das Moskauer Regime in den 60er Jahren geworfen hatte. 2013 schloss die UOK unter dem damaligen Staatspräsiden Viktor Janukowitsch einen unbefristeten Vertrag zur kostenlosen Nutzung des Höhlenklosters. Dieses ist ein Wahrzeichen Kiews und umfasst rund 140 Gebäude. Die Unesco nahm das Kloster 1990 in ihre Welterbe-Liste auf.
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