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Pressekonferenz war geplant: Gysi: Wagenknecht wäre beinahe doch geblieben

Hat sich am Ende doch nicht von Gregor Gysi überzeugen lassen, in der Linkspartei zu bleiben: Sahra Wagenknecht.

Hat sich am Ende doch nicht von Gregor Gysi überzeugen lassen, in der Linkspartei zu bleiben: Sahra Wagenknecht.

(Foto: picture alliance/dpa)

Wagenknecht und ihre Getreuen streiten seit Monaten heftig mit ihrer Partei, dann folgt das Zerwürfnis. Dabei hätte es so weit nicht kommen müssen, sagt Ex-Fraktionschef Gysi. Er hatte sie demnach fast überzeugt, in der Linken zu bleiben. Aber eine Veranstaltung brachte die Wende.

Der Linke-Politiker Gregor Gysi hat nach eigener Aussage die aus der Partei ausgetretene Sahra Wagenknecht im vergangenen Winter beinahe von ihrem Vorhaben abbringen können. "Ich hatte sie ja schon fast so weit, dass sie bleibt! Wir hatten sogar ein Papier verfasst mit gemeinsamen Positionen", sagte Gysi dem "Spiegel". Das Papier hätten die beiden Parteivorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan unterstützt, auch wenn es ihnen nicht so richtig gefallen habe. "Sahra Wagenknecht und ich wollten eine gemeinsame Pressekonferenz abhalten", berichtete Gysi.

Dann jedoch habe Wagenknecht mit der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer die Kundgebung "Aufstand für Frieden" organisiert. "Die Linken-Vorsitzenden unterstützten die Demonstration nicht ausreichend. Wagenknecht wollte dann keine Lösung mehr", so Gysi. Dem Aufruf zu der Kundgebung am 25. Februar vor dem Brandenburger Tor, bei der Wagenknecht unter anderem einen Stopp von Waffenlieferungen an die Ukraine und Friedensverhandlungen mit Russland gefordert hatte, waren viele Tausend Menschen gefolgt.

Dass Wagenknecht zuvor lange mit sich rang, gibt sie selbst in einem Interview mit der Zeitschrift "Super Illu" an. "Ich habe lange mit mir gerungen, war hin- und hergerissen." Sie habe sich immer wieder gefragt, ob sie das persönlich schaffe. "Das wird mein Leben ja sehr verändern, viel Kraft kosten." Sie bezeichnete das Projekt allerdings als "dringend notwendig". "Ich will nicht später einmal in den Spiegel schauen und mir sagen müssen, dass ich aus Angst oder Bequemlichkeit genau da gekniffen habe, wo es einmal auf mich angekommen wäre."

Wagenknecht zielt auf Regierungsbeteiligung

Bei der bloßen Neugründung einer Partei soll es ihr zufolge aber nicht bleiben. Wagenknecht kann sich eine Koalition zwischen ihrem "Bündnis Sahra Wagenknecht" und der Linken vorstellen. Und noch mehr: In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) sagte Wagenknecht, sie strebe perspektivisch eine Regierungsbeteiligung an. Wenn man Politik verändern wolle, sei es "natürlich besser, wenn man direkt gestalten kann".

Von der SZ gefragt nach potenziellen Koalitionspartnern sagte die Politikerin: "Wenn die SPD zum Beispiel wieder zu dem zurückfindet, was sie früher mal vertreten hat, gäbe es Übereinstimmungen." Die erkennt sie auch mit der Linken: "Wenn die Linke im nächsten Bundestag vertreten sein sollte und erst recht in den ostdeutschen Landtagen, da gibt es natürlich Übereinstimmungen. Mindestens in den Kommunalparlamenten wird man sicher zusammenarbeiten."

Wagenknecht hatte am Montag nach monatelangen Spekulationen ihren Austritt aus der Linken und Pläne für die Gründung einer neuen Partei bekannt gegeben. Zunächst soll der Verein "Bündnis Sahra Wagenknecht" Spenden dafür sammeln. Die Gründung der Partei ist für Januar vorgesehen. Sie soll nach Wagenknechts Angaben bei der Europawahl im Juni 2024 antreten. Angestrebt wird auch, bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im September ins Rennen zu gehen.