Luxembourg
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Das Fitnessstudio als Symbol für Ausdauer und Anarchie

Der Körper als Kapital und hartes Training im Fitnessstudio, um kompetitiv zu bleiben. Der Regisseur und Schauspieler Jérôme Varanfrain.
Der Körper als Kapital und hartes Training im Fitnessstudio, um kompetitiv zu bleiben. Der Regisseur und Schauspieler Jérôme Varanfrain.

Foto: Patrick Galbats/Escher Theater

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Jérôme Varanfrain inszeniert Pessoas' „Le Banquier anarchiste“ in einem ausgefallenen zeitgenössischen Rahmen.

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Fernando Pessoas’ „Ein anarchistischer Bankier“ ist ein zeitloser Text. Die satirische Erzählung ist 1922 unter dem Eindruck politischer Unruhen entstanden.

Der wunderbare Monolog eines Bankiers, der sich als überzeugter Anarchist gezwungen sah es zu Reichtum zu bringen, ist eine schonungslose Kritik am Kapitalismus, der die Menschen in ihrer geistigen Freiheit einschränkt. Mittels spitzfindiger Argumente erklärt ein Bankier, wie(so) er trotz seines Reichtums Anarchist geblieben ist. Der wahre Anarchist muss Bankier werden, der wahre Bankier ist konsequenter Anarchist ...

Der wahre Anarchist muss Bankier werden, der wahre Bankier ist konsequenter Anarchist ...  

Pessoa verortete die Handlung mit einem brillanten Sprecher und einem scheinbar passiven Zuhörer einst in einem Restaurant. In Luxemburg konnte man Pessoas’ Text etwa 2009 in einer szenischen Lesung von Wolfgang Hagemann im Kasemattentheater bei einem Glas Rotwein erleben, recht klassisch in der Umsetzung, doch eindrucksvoll.

Zeitloser Text, kurzweilige Inszenierung

Der Schauspieler Jérôme Varanfrain hat Pessoas' starken Text nun auf die Bühne des Escher Ariston gebracht. Kultur/ LX ermöglichte ihm eine einwöchige Residenz in Portugal, während der er in die Welt Pessoas hineinschnuppern konnte. Eine Ausgabe des Textes von Françoise Laye, herausgegeben von Christian Bourgeois (2000), half ihm sich den Kontext zeitgenössisch zu erschließen und eine komprimierte Bühnenfassung zu erarbeiten, in der er weitgehend auf Redundanzen verzichtete und sich auf die Essenz des Textes konzentrierte.

Ins heute gezogen versinnbildlicht Varanfrain die Zwänge des kapitalistischen Systems vor der Kulisse eines Fitnessstudios, in dem der Mensch sich von fortlaufender Selbstoptimierung gezwungen, bewegt wie in einem Hamsterrad.  

Ins heute gezogen versinnbildlicht Varanfrain die Zwänge des kapitalistischen Systems vor der Kulisse eines Fitnessstudios, in dem der Mensch sich von fortlaufender Selbstoptimierung gezwungen, bewegt wie in einem Hamsterrad. Denn solange er fit ist, funktioniert er und dient dem System. Das Bühnenbild (Peggy Wurth) ist ästhetisch gelungen, doch trägt der Überraschungseffekt leider nicht über eine Stunde. 

Plakativer Sound

Der Anblick der sich abhetzenden und an Fitnessgeräten abrackernden Menschen ist vielmehr ermüdend. Dies wird konterkariert durch flimmernde Börsenkurse an einem Bildschirm und den bekannt plakativen Klängen der Rockband „Rage against the machine“. – Ein kurzweiliges Bühnenerlebnis, das trotzdem bewegt, denn Pessoas Monolog vermag die Zuschauer auch noch nach über 100 Jahren zum Nachdenken zu bringen.

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