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Okaju: „Dürfen die Spuren der Pandemie nicht übersehen“

Der Jahresbericht des „Ombudsman fir Kanner a Jugendlecher“ für das Jahr 2021 steht unter dem Zeichen der Folgen der Corona-Pandemie auf das Wohlbefinden von Minderjährigen.

Kinderrechte in Zeiten der Pandemie

Der Jahresbericht des „Ombudsman fir Kanner a Jugendlecher“ für das Jahr 2021 steht unter dem Zeichen der Folgen der Corona-Pandemie auf das Wohlbefinden von Minderjährigen.

Foto: Anouk Antony

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Der Jahresbericht des „Ombudsman fir Kanner a Jugendlecher“ lässt die Chamber aufhorchen - die Übernahme von Psychotherapiekosten wird dabei zum Thema.

Kinderrechte in Zeiten der Pandemie

Florian JAVEL

Florian JAVEL

Der Jahresbericht des „Ombudsman fir Kanner a Jugendlecher“ lässt die Chamber aufhorchen - die Übernahme von Psychotherapiekosten wird dabei zum Thema.

Im November letzten Jahres präsentierte der „Ombudsman fir Kanner a Jugendlecher“ der Öffentlichkeit seinen Jahresbericht zum Wohlbefinden von Minderjährigen im Kontext der Corona-Pandemie - ein Zeitpunkt der Geschichte, der ein „tiefer, nicht zu vernachlässigender Einschnitt im Leben einer ganzen Generation“ darstellt, wie es Kinderrechtsbeauftrager Charel Schmit damals formulierte.

Am Donnerstag ist Schmit den Repräsentanten der Chamber mit demselben Bericht gegenübergetreten und sorgte damit bei den abwesenden Abgeordneten für erneutes Empören über ein ganz bestimmtes Versäumnis: die immer noch nicht zustande gekommene Übernahme von Psychotherapiekosten. Die Verhandlungen zwischen der Gesundheitskasse (CNS) und der Vereinigung der Luxemburger Psychotherapeuten (Fapsylux), die seit vier Jahren noch zu keinem Ergebnis geführt haben, scheiterten wiederum vor zwei Wochen, unter anderem an den divergierenden Tarifvorstellung beider Parteien.

Die Corona-Pandemie hat die bestehenden Ungleichheiten in der Gesellschaft verschärft. Charel Schmit und Ines Kurschat vom Okaju fordern die Politik dazu auf, rechtzeitig die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um Kinder und Jugendliche vor Armut und Ausgrenzung zu schützen.
Corona-Pandemie schlägt Kindern auf die Psyche

Der "Ombudsman fir Kanner a Jugendlecher" befasst sich in seinem Jahresbericht mit dem Wohlbefinden der Minderjährigen.

Dass die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen seit Beginn der Pandemie stark gelitten hat, hob Schmit am Donnerstag hervor. Pathologien wie Angstzustände, Depressionen, Ess- und Zwangsstörungen hätten laut Angaben von Kinderärzten und Kinderpsychologen etwa während der Pandemie zugenommen. Eng damit verbunden ist mitunter die Zunahme von Cyber-Mobbing und Gewalt gegen Minderjährige. Als Reaktion darauf forderte der Okaju bereits letzten Herbst die Umsetzung eines nationalen Aktionsplans für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. 

Kinder dürfen zwar wieder in die Schule gehen, wodurch sich ihre sozialen Beziehungen normalisiert haben - die Pandemie hat dennoch Spuren hinterlassen, die wir nicht übersehen dürfen.

Gilles Baum, Präsident der Bildungskommission (DP)

„Thema psychische Gesundheit muss transparenter werden“

Obwohl auch die medizinische Versorgung, der Zugang zur Impfung und die Frage nach der demokratischen Partizipation von Minderjährigen thematisiert wurden, scheint das Thema des psychischen Wohlbefindens die Aufmerksamkeit der anwesenden Parlamentarier besonders auf sich gezogen zu haben. „Kinder dürfen zwar wieder in die Schule gehen, wodurch sich ihre sozialen Beziehungen normalisiert haben - die Pandemie hat dennoch Spuren hinterlassen, die wir nicht übersehen dürfen“, äußerte sich auf Nachfrage des „Luxemburger Wort“ der Präsident der Bildungskommission Gilles Baum (DP) zur Problematik rund um die Übernahme von Psychotherapiekosten. 

Gewalt von Lehrkräften gegen Schüler wird wenig thematisiert und wissenschaftlich kaum untersucht, sagt der Kinderrechtsbeauftragte Charel Schmit.
"Schulen müssen ein sicherer Ort sein"

Der "Ombudsman fir Kanner a Jugendlecher" gibt Empfehlungen heraus, wie Kinder und Jugendliche besser vor Gewalt geschützt werden können.

Es könne nicht sein, „dass man nicht auf einen grünen Zweig kommt“, wenn es darum geht, Kindern und Jugendlichen die notwendige psychotherapeutische Betreuung zu gewährleisten - umso mehr, da eigentlich auf politischer Ebene ein breiter Konsens zwischen den Parteien herrscht, bemängelt Baum. 

Mit dieser Betrachtung der Lage stimmt der CSV-Abgeordnete Max Hengel überein. Der Druck auf Kinder und Jugendliche sei über die letzten Jahre gestiegen, wodurch Symptome von möglichen Psychosen früh genug festgestellt werden müssen, um die psychische Gesundheit von Minderjährigen zu schonen. „Die Probleme der Eltern aufgrund der steigenden Preise oder der Energieknappheit beeinflussen auch das Wohlbefinden der Kinder. Sie kriegen alles mit und brauchen unsere Aufmerksamkeit“, stellt Hengel fest. 

Gilles Baum (DP) bemängelt, dass noch keine Einigung zur Übernahme von Therapiekosten vonseiten der Gesundheitskasse zustande gekommen ist.

Gilles Baum (DP) bemängelt, dass noch keine Einigung zur Übernahme von Therapiekosten vonseiten der Gesundheitskasse zustande gekommen ist.

Foto: Guy Jallay

Mit dem Thema psychische Gesundheit solle in Zukunft transparenter umgegangen werden, um Kindern und Jugendlichen das Gefühl zu vermitteln, „dass sie mit ihren negativen Gefühlen nicht alleine sind“. Hengel plädiert in dem Zusammenhang für eine breitgefächerte Datenerfassung zum psychischen Wohlbefinden von Minderjährigen. 

Mobbing-Fälle aktiv angehen

Laut Angaben des „Kanner- a Jugendtelefon“ (KJT), auf das im Jahresbericht des Okaju verwiesen wird, wurden 2020 20 Prozent mehr Anrufe von Minderjährigen, die unter Depressionen, Angstzuständen und Einsamkeit litten, vermerkt. „Die momentane Weltlage ist für Kinder sehr diffus. Es gibt viele Informationen zu verarbeiten: Inflation, Ukrainekrieg, Pandemie ... Die Angstzustände stauen sich - die Kinder können mit dem Finger nicht richtig darauf zeigen, was sie bedrückt“, fasst auf Nachfrage des „Luxemburger Wort“ Nathalie Oberweis von Déi Lénk die Beobachtungen des Okaju zusammen. 

2020 führten zudem Mobbing-bezogene Anrufe von Minderjährigen die Sorgenliste des KJT an. Laut Oberweis ein Hilferuf, der gehört werden muss: „Wir dürfen nicht nur über oder zu, sondern vor allem mit Kindern reden und das auf gleicher Augenhöhe, statt sie belehren zu wollen. Wir müssen ihnen mehr zuhören.“ Es gelte zudem, das Angebot an psycho-sozialen Betreuungsmöglichkeiten an Schulen zu verstärken.

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