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Plastik-„verdauende“ Enzyme sollen Abfallproblem lindern

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Das Thema Ärztemangel macht Frankreich enorm zu schaffen. Aus der Not heraus hat sich in Ajain jetzt eine Lösung gefunden, die Schule machen könnte.

HANDOUT - 25.02.2023, Frankreich, Ajain: Bürgermeister Guy Rouchon (vorn, 2.v.r.) und der Arzt Martial Jardel stehen bei der Eröffnung vor einem Praxis-Container. Das Thema Landarztmangel macht auch Frankreich enorm zu schaffen. Aus der Not heraus hat sich in der Kleinstadt eine Lösung gefunden: Ärzte aus dem ganzen Land helfen wochenweise aus, damit die Hausarztpraxis in Betrieb bleibt. Mit Hilfe der Gesundheitsbehörde und dem Ärztekollektiv «Médecins Solidaires», das Jardel zur Umsetzung seiner Idee mitgründete, ging sein innovatives Konzept im Herbst an den Start. (zu dpa «Kleinstadt such Landarzt - Mediziner aus ganz Frankreich springen ein») Foto: Thomas Marty/Gemeinde Ajain/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Für Sandra Biewers sind Tätowierungen viel mehr als dekorativer Körperschmuck. Ihre Werke haben auch eine heilende Wirkung bei Brustkrebspatientinnen.

Zahlreiche Interessierte haben sich am Samstag ein Bild vom Campus Belval und seinen Fakultäten gemacht. Dozenten und Studierende standen dabei Rede und Antwort.

porte ouverte - open day - UNI.LU - Belval - - 18/03/2023 - photo: claude piscitelli
PRODUKTION - 14.03.2023, USA, New York: Das teilweise eingerüstete Flatiron Building in dem nach ihm benannten Flatiron District von Manhattan. Das dreieckige Flatiron Building gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten von New York - momentan aber ist das berühmte «Bügeleisen-Gebäude» teilweise hinter einem Gerüst versteckt und innen drin komplett leer. (zu dpa: «New Yorks berühmtes «Bügeleisen-Gebäude» soll versteigert werden») Foto: Christina Horsten/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

„Flatiron Building“

Dass das Bügeleisen-Gebäude bei der anstehenden Auktion einen Preis im mehrstelligen Millionenbereich erzielen wird, gilt als wahrscheinlich.

Medizin

HANDOUT - 25.02.2023, Frankreich, Ajain: Bürgermeister Guy Rouchon (vorn, 2.v.r.) und der Arzt Martial Jardel stehen bei der Eröffnung vor einem Praxis-Container. Das Thema Landarztmangel macht auch Frankreich enorm zu schaffen. Aus der Not heraus hat sich in der Kleinstadt eine Lösung gefunden: Ärzte aus dem ganzen Land helfen wochenweise aus, damit die Hausarztpraxis in Betrieb bleibt. Mit Hilfe der Gesundheitsbehörde und dem Ärztekollektiv «Médecins Solidaires», das Jardel zur Umsetzung seiner Idee mitgründete, ging sein innovatives Konzept im Herbst an den Start. (zu dpa «Kleinstadt such Landarzt - Mediziner aus ganz Frankreich springen ein») Foto: Thomas Marty/Gemeinde Ajain/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

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Mamenchisaurus sinocanadorum

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Mehr als 15 Meter Hals – es muss interessant ausgesehen haben, wenn er seinen Kopf schwenkte. Zum Vergleich: Eine Giraffe kommt auf gerade mal zweieinhalb Meter.

Künstlerin aus Luxemburg

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Führungen und Präsentationen

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Plastik ist aus dem Alltag nicht wegzudenken, doch der Müll nimmt zu. Manche Enzyme können Kunststoff zersetzen und Recycling vereinfachen.

Neuer Ansatz

Plastik ist aus dem Alltag nicht wegzudenken, doch der Müll nimmt zu. Manche Enzyme können Kunststoff zersetzen und Recycling vereinfachen.

(dpa) – Was Yannick Branson in einem Labor der Universität Greifswald in den Händen hält, sieht erst einmal unspektakulär aus: Schaumstofffetzen aus einem alten Kissen und ein Röhrchen mit einer dunkelbraunen Flüssigkeit. Dahinter steht eine wichtige Frage: Was machen wir mit dem weltweit zunehmenden Plastikabfall? Ein Ansatz: Ähnlich wie bei der Verdauung von Lebensmitteln könnten Enzyme Plastik in seine Bestandteile zersetzen, sodass sich daraus neue Kunststoffe recyceln lassen.

„Das ist tatsächlich im Moment ein sehr verbreitetes oder heißes Thema“, sagt der Doktorand am Institut für Biochemie der Uni Greifswald. Er ist Teil eines Teams, das drei Enzyme gefunden hat, die Polyurethan in seine Bestandteile zerlegen können. Polyurethan kommt etwa in Matratzen, Dämmstoffen, aber auch Turnschuhen vor - oder eben in Kissen, wie Bransons Schaumstofffetzen.

Yannick Branson ist Teil eines Teams, das kürzlich verschiedene Enzyme gefunden hat, die Polyurethan in seine Bestandteile zerlegen können.

Yannick Branson ist Teil eines Teams, das kürzlich verschiedene Enzyme gefunden hat, die Polyurethan in seine Bestandteile zerlegen können.

Foto: dpa

Nach einer chemischen Vorbehandlung wandelt sich das Material in die etwas unappetitlich aussehende Flüssigkeit. Davon kann laut Branson ein Teil direkt wiederverwendet werden und ein anderer Teil wird durch die Enzyme in seine Grundbausteine zersetzt. „Insgesamt wurden also die Weichen gestellt für ein vollwertiges Recycling.“ Die Kunststoffe bestünden aus Molekülketten - sogenannten Polymeren. Wenn man diese in ihre Einheiten zerlege, könne man daraus neue Kunststoffe herstellen.

Ein Bauplan vom Friedhof

Man sei in Greifswald sehr fleißig bei der Enzym-Suche gewesen, lobt Christian Sonnendecker vom Institut für Analytische Chemie der Universität Leipzig. „Es konnten auch beeindruckende Ergebnisse erzielt werden.“ Sonnendecker selbst beschäftigt sich mit einem Stoff, der aus dem Alltag in Form von Plastikflaschen, Folien oder anderen leichten Verpackungen bekannt ist: PET (Polyethylenterephthalat).

PRODUKTION - 19.10.2022, Indonesien, Sanur: Wayan Maja, der die Aktionen der «Trash Heroes» in Teilen von Bali koordiniert, verteilt wiederverwendbare Müllsäcke zum Beginn einer Sammelaktion. Eine kleine Gruppe von Umweltschützern zieht am frühen Morgen über den Strand von Sanur. Sie tragen gelbe T-Shirts mit der Aufschrift «Trash Hero» - Müllheld . (zu dpa: «Plastik im Paradies: Trauminsel Bali zwischen Magie und Müllbergen») Foto: Carola Frentzen/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Trauminsel Bali zwischen Magie und Müllbergen

Gerade in der Monsunzeit werden ganze Müllteppiche an die Strände der Insel der Götter gespült. „Trash Heroes“ gehen das Problem an - und einer macht aus Müll sogar Kunst.

Mit seinem Team entdeckte er ein Enzym, das PET besonders schnell zersetzen kann. Fündig wurden sie auf einem Friedhof. Dort hatten die Wissenschaftler gezielt Proben von Laubkompost genommen und fanden in einer davon den Bauplan des Enzyms PHL7, das PET im Labor in Rekordgeschwindigkeit zersetzte.

Enzyme seien bei allen Lebewesen - egal ob Mensch, Tier, Pflanze, Pilz oder Bakterium - für den Stoffwechsel zuständig, erklärt Uwe Bornscheuer, der in Greifswald die Arbeitsgruppe Biotechnologie und Enzymkatalyse leitet. Sie zerkleinerten unser Frühstück, indem sie etwa Stärke, Fette und Proteine abbauten. „Und wir können die eben nutzen im Bereich Biotechnologie.“ Das Prinzip könne man auf Kunststoffe übertragen.

Ein Kandidat von zwei Millionen

Zwar gibt es bereits chemische Verfahren, um den Kunststoff Polyurethan zu zersetzen. Diese benötigen aber hohe Temperaturen und hohen Druck und deshalb viel Energie. Die nun entdeckten Enzyme schaffen den Abbau unter sogenannten milden Bedingungen - also unter Normaldruck und bei Temperaturen bis etwa 40 Grad. „Es sind zwei wichtige Vorteile“, erklärt Bornscheuer. „Ich spare Energie für das Verfahren und gleichzeitig habe ich guten Zugang zu den Bausteinen, sodass ich ein Recycling des Kunststoffs erzielen kann.“

Schaumstofffetzen waren das Ausgangsmaterial, welches es zu recyclen galt.

Schaumstofffetzen waren das Ausgangsmaterial, welches es zu recyclen galt.

Foto: dpa

Die von seinem Greifswalder Team gefundenen Enzyme vergleicht er mit der Stecknadel im Heuhaufen. Etwa zwei Millionen Kandidaten hatten die Forscher nach eigenen Angaben durchgetestet. Nach Einschätzung Bornscheuers wird es jedoch noch einige Jahre dauern, bis die Ergebnisse industriell genutzt werden können.

Das Team arbeitet mit einem Unternehmen zusammen. Auch Polyvinylalkohole (PVA), die etwa als Folien für Verpackungen genutzt werden, hat es bereits mit Enzymen zersetzt, wie eine Gruppe um Bornscheuer jüngst im Fachblatt „Angewandte Chemie“ berichtete.

Kein Allheilmittel gegen die Kuststoffflut

In Leipzig will man nach eigener Aussage die eigenen Forschungsergebnisse bald im Rahmen eines Start-Ups nutzen. Zwar werde etwa in Frankreich schon am PET-Recycling mittels Enzymen im industriellen Maßstab gearbeitet. Man hoffe, dass das eigene Enzym wesentlich schneller arbeite, sagt Sonnendecker.

Der Forscher weiß allerdings um Grenzen des Verfahrens. Nicht für alle gängigen Kunststoffe werde es eine sinnvolle enzymatische Recyclingoption geben, glaubt er. Auch der Greifswalder Biochemiker Bornscheuer geht davon aus, dass Enzyme nicht als Allheilmittel gegen die Kunststoffflut dienen.

Er verweist etwa auf den Plastikmüll in den Ozeanen. „Das sind die Sünden der Vergangenheit.“ Und derzeit würden weltweit schätzungsweise 360 Millionen Tonnen Plastik produziert. Tendenz steigend: „Es werden jedes Jahr ungefähr 20 Millionen Tonnen mehr.“

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