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Warum der Tod von Popstars wie Tina Turner so bewegt

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Die Rock-Ikone begeisterte weltweit Tausende Fans – auch im Großherzogtum. Hier einige Bilder des Konzerts im Jahr 1996 im Josy-Barthel-Stadion.

Weltstars sind mit ihren Werken wie lebenslange Begleiter. Das lässt sie wie alte Freunde erscheinen.

Reaktionen weltweit

Weltstars sind mit ihren Werken wie lebenslange Begleiter. Das lässt sie wie alte Freunde erscheinen.

Zürich/Köln (dpa) - Auch Menschen, die ihnen nie persönlich begegnet sind, können nach dem Tod mancher Prominenter von Trauer überwältigt werden. Besonders bei Rock- und Popstars verbinden sich mit deren Musik mitunter etliche Erinnerungen. 

So atemberaubend war Tina Turners Auftritt in Luxemburg

Die Rock-Ikone begeisterte weltweit Tausende Fans – auch im Großherzogtum. Hier einige Bilder des Konzerts im Jahr 1996 im Josy-Barthel-Stadion.

Bei viel zu jung Gestorbenen wie Freddie Mercury, Kurt Cobain, Michael Jackson, Amy Winehouse, Whitney Houston, David Bowie, Prince, George Michael oder Marie Fredriksson von Roxette ist der Schock anders, als wenn über 80-Jährige sterben. Doch auch der Tod von Tina Turner mit 83 trifft Millionen Menschen ins Herz. Warum ist das so?

„Jetzt ist auch eine der letzten Ikonen der 80er und 90er Jahre tot“, denken manche spontan - Ende einer Ära. Doch es sei daran erinnert, dass viele Stars von damals noch leben, darunter Madonna, Kate Bush, Cher, Mariah Carey, Kylie Minogue, Boy George, Stevie Wonder oder Elton John (der zum Beispiel noch bis Juli auf Abschiedstournee ist).

ARCHIV - 23.10.2018, Hamburg: Rocksängerin Tina Turner bei einem Fototermin zum Musical «Tina - Das Tina Turner Musical». Die Rocksängerin Tina Turner ist tot. Die gebürtige Amerikanerin starb am Mittwoch im Alter von 83 Jahren in der Schweiz, wo sie seit vielen Jahren lebte, wie ein Sprecher am Abend bekannt gab. Foto: Christian Charisius/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Tina Turner ist tot

Die Pop-Legende ist im Alter von 83 Jahren nach langer Krankheit gestorben.

Mit Tina Turner ist jedoch eine Frau gestorben, die dem deutschsprachigen Europa besonders nahestand. Mit ihrem Ehemann Erwin Bach hatte sie einen positiven Bezug zu Deutschland. Jahrzehntelang lebte die gebürtige Amerikanerin aus Tennessee außerdem am Zürichsee, war sogar Schweizer Staatsbürgerin geworden.

Erinnerungen aus einer analogen Zeit

Eine ganz neue Yougov-Umfrage nach dem Tod der Sängerin förderte zutage, dass 75 Prozent der Erwachsenen in Deutschland die Musik von Tina Turner mögen. Bei den über 55-Jährigen sind es sogar 88 Prozent.

Calypso-Koning Harry Belafonte begeisterte sein Publikum in Differdingen - Montag den 5. Oktober 1981 - Mehr als 2000 Zuschauer - Artikel vom 08/10/1981 - Copyright : Johny Wester/1981
Harry Belafonte im Alter von 96 Jahren gestorben

Belafonte ist für den Calypso-Hit „Banana Boat Song“ bekannt. Er spielte in mehr als 40 Filmen mit und engagierte sich immer auch politisch.

„Wenn jemand wie Tina Turner stirbt, den man gefühlt seit Ewigkeiten kennt, der ein Superstar war, der einem was bedeutet hat mit seiner Musik, dann kommen bei Älteren Erinnerungen hoch, aus der Jugend, aus der analogen Zeit, in der die Welt noch vollkommen anders war“, sagt der Medienpsychologe Sebastian Buggert. Es ist fast so, als würde jemand sterben, den man lange kennt, länger nicht gesehen hat - und den man vielleicht noch einmal hätte anrufen wollen. Dass es so schlimm um ihn steht, wusste man nicht oder hat man verdrängt.

„So ein Todesfall und der damit verbundene Abschied sind dann für viele Menschen ein Anlass, einfach mal traurig zu sein, in sich zu gehen und zu schauen, was sich alles verändert hat, was alles - im Gegensatz zu früher - nicht mehr da ist“, sagt Buggert, der Mitglied der Geschäftsführung am Rheingold-Institut in Köln ist und dort den Bereich Medienforschung leitet. „Dann kommt eine Wehmut auf, die auch was mit aktuellen Belastungen zu tun haben kann, wie das Leben heute ist - unberechenbarer, bei vielen auch voller Zukunftsängste.“

ARCHIV - 06.06.2014, Portugal, Porto: Der Sänger Tom Verlaine, Frontmann der Rockband Television, spielt ein Konzert beim Primavera Sound music festival in Porto, Portugal. Verlaine starb nach kurzer Krankheit am Samstag. Foto: Pedro Granadeiro/LUSA via epa/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Wenn Promis früherer Jahrzehnte, aus der Zeit ohne Internet, sterben, dann werde diese Trauer auch Rückbesinnung auf eine Zeit, „die anders war, in der vieles unbeschwerter wirkte als heute“, sagt Buggert.

Bei Tina Turner spiele außerdem eine Rolle, dass sie eine unglaubliche Kämpfernatur gewesen sei, die ein schweres Leben hatte mit ihrem brutalen Ex-Mann Ike oder dem Tod eigener Kinder zu Lebzeiten. „Und sie hat sich dennoch durchgekämpft. Das ist auch etwas, das Leute als Vorbild wahrnehmen. Und einige verbinden das vielleicht auch mit der heutigen Zeit, in der wir das Gefühl haben, uns zusammenreißen und durchkämpfen zu müssen.“

Buggert betont in Bezug auf Tina Turner zudem: „Was in Interviews mit ihr immer so klar wurde: Sie hat trotz aller Schwierigkeiten in ihrem Leben immer versucht, optimistisch zu bleiben. Und sie hat offenbar auch einen ganz guten Umgang mit ihrem Alter gefunden.“

Turner sei im Alter spirituell geworden, habe einen klaren Abschied gesetzt, sei von ihrer Musikkarriere in den Ruhestand gegangen, habe sich zurückgezogen. „Das sind alles schwierige Entwicklungsschritte im Leben von jedem. Aber man kann an ihr modellhaft sehen, wie man es gut macht - und auch bewundern, wie sie das gemacht hat.“

Reise von einem Ohrwurm zum nächsten

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Am 19. Januar 1943 wurde sie in Texas geboren, nur 27 Jahre später war sie tot. Ihre kurze Karriere endete tragisch - und prägt die Popmusik bis heute.

Der Gedanke, dass nun fast alle Superstars der (angeblich) guten alten Zeit tot sind, kommt zwar rasch auf, das macht ihn aber nicht richtig. Tina Turners Tod könnte Anlass sein, Hits von früher zu hören, sich auch an Ohrwürmer anderer großer Stars zu erinnern, alte Titel anzuwählen statt dafür den nächsten Trauerfall abzuwarten. 

 Millionen auf der Welt hören in diesen Tagen als Hommage Tina-Turner-Songs, aber vielleicht auch bewusst Lieder von den Rolling Stones, Abba, Genesis, Paul McCartney, Sting, Bruce Springsteen, Bryan Adams, Lionel Richie, Cyndi Lauper oder Sandra.

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