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Was Kinderbetreuung mit Sechslingen zu tun hat

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Über die Frage, was für Kinder das Beste ist und warum die Entscheidungsfreiheit bei der Kinderbetreuung gewahrt werden muss.

Analyse und Meinung

Über die Frage, was für Kinder das Beste ist und warum die Entscheidungsfreiheit bei der Kinderbetreuung gewahrt werden muss.

Von Martine Hansen *

Kindern wird nachgesagt, das Leben ihrer Eltern zu erfüllen. Mit der Freude geht aber auch Verantwortung einher. Kinder wollen umsorgt, betreut und erzogen werden. Sie brauchen Bezugspersonen. Sie brauchen Aufmerksamkeit, Ruhe und Zuneigung.

Bei der Kindererziehung stellt sich immer auch die Frage nach dem Wie: Wie die Kinder im Idealfall großzuziehen sind, was für sie am besten ist, wie weit man sein Leben für die Kinder umkrempeln kann oder will, wie viel und welche außerfamiliäre Betreuung dem Nachwuchs guttut und ab welchem Moment es zu viel des Guten wird.

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Die Anforderungen an das Personal werden größer. Gleichzeitig wächst die Zahl der Kinder. Die Stimmung in den Maisons relais droht zu kippen.

Es sind dies alles Fragen, die auf Regierungsseite so nicht mehr gestellt werden. Seit geraumer Zeit, spätestens aber seit der Einführung der sogenannten „Gratis-Kannerbetreiung“, wird nur mehr ein Erziehungsmuster unterstützt: Unter dem Motto „Staark Kanner“ vermittelt das Ministerium für Bildung, Kindheit und Jugend den Eindruck, Jungen und Mädchen könnten sich nur zu „starken“ Kindern entwickeln, wenn sie fremdbetreut werden.

Die Frage nach der Rolle der Eltern bei der Kindererziehung wird praktisch nicht mehr gestellt.

Die Frage nach der Rolle der Eltern bei der Kindererziehung wird praktisch nicht mehr gestellt. Will man damit den Müttern und Vätern – sowie jenen, die es werden wollen – etwa sagen, sie seien mit dieser Aufgabe ohnehin überfordert und die Kinder seien sowieso besser in einer Betreuungsstruktur aufgehoben?

Eltern sein – Verantwortung übernehmen

Dabei bedeutet Eltern zu sein in erster Linie, Verantwortung zu übernehmen. Mit dem vermeintlichen Rundum-sorglos-Paket der Regierung wird den Eltern aber jegliches Verantwortungsgefühl aberzogen. Das ist falsch und birgt zahlreiche Gefahren, wie Gilbert Pregno in einem Interview in dieser Zeitung (Ausgabe vom 2. Januar 2023) klarstellte: „Fremdbetreuung bietet den Kindern viele Entfaltungsmöglichkeiten. Sie brauchen aber auch Bindungsfiguren, die ihnen Sicherheit geben. (…) Fühlen sie sich in den ersten beiden Lebensjahren verunsichert, kann dadurch ein Schaden entstehen, der nur schwer zu beheben ist. Ich sehe die Gefahr einer elternlosen Gesellschaft. Einer Gesellschaft also, in der die Eltern immer weniger eine Rolle spielen. Wir müssen ihre Rolle stärken und auch die nötigen Bedingungen für eine Gesellschaft schaffen, wo der Stellenwert der Kindheit vorrangig ist.“ 

Geht es nach dem Experten, muss die Rolle der Eltern in der heutigen Gesellschaft gestärkt werden. Die Regierung tut das Gegenteil. 

Den Eltern die Wahl lassen

Von einer verantwortungsvollen Regierung darf erwartet werden, dass sie den Eltern bei der Kinderbetreuung Argumente zu den jeweiligen Möglichkeiten liefert, statt sie von vornherein für eine bestimmte Lösung zu konditionieren. Die Fokussierung auf ein einziges Erziehungsmuster, wie es das blau-rot-grüne Kabinett tut, ist der falsche Weg. Richtig wäre es, das Kind in den Mittelpunkt jeglicher Überlegungen zu rücken und den Eltern dabei die Wahl zu lassen.

Vor diesem Hintergrund, und als Gegengewicht zur kostenlosen Kinderbetreuung, wäre es angebracht, auch Eltern, die ihre Kinder zu Hause selbst erziehen, zu unterstützen. Und im Idealfall auch jene, die aufgrund nicht kompatibler Arbeitszeiten eine (kostenpflichtige) Alternative zur Maison relais finden müssen.

Auf der anderen Seite müssen sich jene Eltern, die ihre Kinder in einer der Strukturen fremdbetreuen lassen müssen oder wollen, sicher sein können, dass die Qualität der Kinderbetreuung stets gewährleistet ist.

Wie eine Mutter von Sechslingen

Zur Qualitätssicherung gehört zunächst einmal die Anpassung des sogenannten Betreuungsschlüssels, also jener Berechnungsformel, die festlegt, wie viele Kinder ein Betreuer zu umsorgen hat. Denn in Luxemburg dürfen sich manche Erzieher aktuell wie eine Mutter von Sechslingen fühlen: In der Gruppe der null- bis zweijährigen Kinder entfallen deren jeweils sechs auf eine Betreuungskraft!

Zum Vergleich: In Schweden werden in der Gruppe der Kinder unter drei Jahren maximal drei Zöglinge von einem Betreuer umsorgt. Kinder brauchen eine Bezugsperson, ein gewisses Maß an Zuneigung und Momente der Ruhe – gerade auch in Betreuungsstrukturen! 

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Acht neue Petitionen wurden genehmigt: Von Spielautomaten in Kneipen bis zu Ladestationen für E-Autos ist eine bunte Palette an Themen vorhanden.

Die Gewährleistung eines dauerhaft hohen Qualitätsniveaus in den Betreuungsstrukturen führt, neben regelmäßigen, unangemeldeten Kontrollen, auch über die Erzieherausbildung. Auch hier besteht Handlungsbedarf. Aufseiten der Regierung wird das offenbar anders gesehen, denn bislang waren die Anstrengungen in Zusammenhang mit dem „Educateursdiplom“ weitgehend vereinfachender Natur: Schülern mit einem Sekundarschulabschluss in Sozialwissenschaften (SO) winkt seit der Rentrée 2021/2022 nach nur einem zusätzlichen Ausbildungsjahr das Erzieherdiplom.

Ganz gleich, wie groß der Personalmangel auch ist, die Maxime muss stets lauten: Qualität vor Quantität.

Ganz gleich, wie groß der Personalmangel auch ist, die Maxime muss stets lauten: Qualität vor Quantität. Der eingeschlagene Weg, mit dem Ziel, möglichst viel Personal in möglichst kurzer Zeit auf den Markt zu bringen, ist nicht der richtige und sicher nicht im Sinne einer hochwertigen Kinderbetreuung.

Diese Vorgehensweise steht im Widerspruch zur ach so notwendigen Qualitätssteigerung, zumal die Kinder in den Betreuungsstrukturen die gleichen Bedürfnisse haben wie ihre Altersgenossen, die in den heimischen vier Wänden von einem Elternteil umsorgt werden.

Wiederkehrende Meldungen aus dem Erziehungssektor, wonach die Zahl von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten rapide zunimmt, müssen aufhorchen lassen, und sollten von der Regierung als Alarmsignal ernst genommen werden.

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Der Präsident der Menschenrechtskommission blickt kritisch auf das Jahr 2022 zurück. Die gleichen Themen bereiten ihm auch in Zukunft Sorgen: Klimawandel und Kinderrechte.

Es ist an der Zeit, das aktuell favorisierte, einseitige Kinderbetreuungsmodell im Sinne einer größtmöglichen Entscheidungsfreiheit für die Eltern zu überdenken und zeitnah qualitätssichernde Maßnahmen in den Accueil-Strukturen im Interesse des Wohles der Kinder umzusetzen.

Zum Abschluss ein Zitat, das den Ernst der Lage widerspiegelt: „Wir müssen manchmal Eltern darauf aufmerksam machen, dass es an der Zeit wäre, das Kind zu seinem eigenen Wohl mal eine Woche zu Hause zu lassen.“(1)

* Martine Hansen ist Co-Präsidentin der CSV-Fraktion.

(1) Aus dem Artikel „Immer mehr Kinder leiden in der Betreuung“ von Michèle Gantenbein, veröffentlicht auf wort.lu am 21. Dezember 2022

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